Mit Beginn des Frühlings tagsüber strahlt die Sonne, wolkenfrei, nachts hat es niedrige Temperaturen bei klarem Sternenhimmel…
Um einen herum fängt es an zu pulsieren, die Knospen sprießen auf, es duftet, Blüten weiße, gelbe, rosafarbene, rote, blaue, sie verströmen diesen süßen wachen Duft von alles erstrahlt, alles ist frisch Schmetterlinge flattern umher, flattern, und werden manchmal von starken Winden an Orte getragen, und flattern dann wieder zurück
Die Vögel zwitschern und die Menschen lächeln, so viel öfter als sonst Hier und da bleibt einer stehen, in der Sonnenwärme Abends sind sie wieder länger unterwegs Und Gespräche entstehen, einfach so Wie die Kinder
Der Frühling, das aufsteigende Yang Neues ausprobieren, Neues wagen Frühlingsputz, frisch, dynamisch
Gestern habe ich Saatgut für verschiedene Kräuter gepflanzt, in der Wohnung, nachts ist es dafür draußen noch zu kalt Und ich habe tatsächlich das erste Mal Kircherebsenmehl als Shampoo-Ersatz ausprobiert! Und war erstaunt, wie gut es wirkt (bisher kann ich es jedem empfehlen, besonders Leuten mit sensibler Kopfhaut). Nach einem alten indischen Rezept.
Es sind die kleinen Dinge, in denen sich Veränderung und Wechsel zeigen, Schritt für Schritt, egal, wie klein die Schritte sind. Und es sind die kleinen Dinge, die mit Achtsamkeit betrachtet, die großen Dinge ausmachen und bewegen.
Als Jugendliche habe ich sehr gerne Hände gezeichnet, sie haben immer eine gewisse Faszination auf mich ausgeübt. In einem Artikel von Byung-Chul Han, einem zeitgenössischen Philosophen, habe ich gerade heute Folgendes gelesen:
Schon vor der Pandemie lebten wir in einer Gesellschaft ohne Berührung.
Die digitale Kommunikation ist eine Kommunikation ohne Berührung, ohne Blick und Körper, ja ohne Stimme, ohne Anrufung. In den permanenten Zoom-Meetings fristet der Andere ein gespenstisches Dasein ohne Blick und Körper. Wenn der Andere verschwindet, bin ich auf mich selbst zurückgeworfen und ich entwickle mich immer mehr in mein Ego. […]
Körperliche Berührungen sind wesentlich für den Zusammenhalt einer Gemeinschaft. Es ist die Hand, der Händedruck, der das Vertrauen stiftet.
Han, Byung-Chul, Über den Händedruck, in: Philosophie Magazin Nr.03/2022, S.60-61.
Han geht in seinem Text noch weiter darauf ein, wie bereits in den vergangenen Jahren und insbesondere auch aktuell, eine zunehmende Entfremdung stattgefunden hat, eine Entfremdung von den Anderen – und damit letztlich auch eine Entfremdung von sich selbst. Eine Entfremdung zugunsten von Effizienz: Steigerung der wirtschaftlichen Leistung, Optimierung des eigenen Erscheinungsbilds, ein perfektes Familienleben, …
Digitalisierung ist an sich nicht schlecht, auch wenn der Text von Han das nahelegen mag. Die Art und Weise, damit umzugehen, kann ’schlecht‘ oder ‚gut‘ sein. Die von ihm genannten Punkte sind allerdings tatsächlich auffällig. Deshalb:
Was bedeutet es, dem Anderen die Hand zu reichen? Was heißt Berührung? Die Haut ist unser größtes Organ. Sie bildet Grenzen ab, gibt Konturen, reagiert auf unsere Gefühle und auf unsere Umwelt, und so ist sie nach der TCM auch dem Metall zugeordnet. Der Tastsinn geht damit einher: Berühren heißt, etwas oder jemanden anzufassen, tastend wahrzunehmen. Und gleichzeitig ist „berühren“ nicht nur physisch. Eine Geschichte oder ein Lächeln können uns im Herzen berühren. Berührung kann genauso feinstofflich sein.
Im Shiatsu steht die Berührung im Zentrum, und damit das Wahrnehmen des Anderen und das Eingehen auf den Anderen – und interessanterweise genau dann löst sich die Berührung in dem Sinne auf, dass sie nicht weiter eine Brücke zwischen verschiedenen, separierten Individuen ist. Aktive Zen-Praxis.
We should practice so that we can see Muslims as Hindus and Hindus as Muslims. […] We should practice until we can see that each person is us, that we are not separate from others. This will greatly reduce our suffering. We are like the cookies, thinking we are separate and opposing each other, when actually we are all of the same reality. We are what we perceive. This is the teaching of the non self, the interbeing.
Nhat Hanh, Thich, The Heart of the Buddha’s teaching, S.135
Thich Nhat Hanh bezieht sich hier mit den Keksen übrigens auf ein Beispiel, das er vorher im Text erwähnt hatte: ein Keksteig, viele Kekse.
Für mich gehen so Shiatsu und Meditation immer Hand in Hand.
Im Shiatsu werden verschiedene Diagnoseverfahren angewendet, um die individuell angepasste Anwendung herauszukristallisieren. Eines hiervon ist die Hara-Diagnose.
Durch die Hara-Diagnose kann der Shiatsu-Praktiker den energetischen Zustand seines Klienten erfassen. Das Hara ist das Energiefeld, das sich im Bereich des Abdomens befindet. So liegt es zwischen dem unteren Dantien (oder jap. tanden) und dem mittleren Dantien. Kampfkünstler und Qi Gong-Praktizierende kennen sich hier aus!
Das Hara ist in zwölf Zonen eingeteilt, die den zwölf Hauptmeridianen, den Jing Mai, entsprechen. Indem der Shiatsu-Praktiker die Zonen abtastet, stellt er fest, wie die Energieverteilung ist: Welche Zonen fühlen sich ausgeglichen an, welche sind im ‚Jitsu‘ (Fülle) und welche sind im ‚Kyo‘ (Leere)?
Sanft wie ein fallendes Blatt landet die Hand des Praktikers auf dem Hara.
Hierbei geht es nicht um das physische Abtasten der Organe – so liegt beispielsweise die Gallenblasen-Zone nicht dort, wo sich die Gallenblase anatomisch befindet –, sondern um das energetische Erfassen der Funktionskreise. Die Hara-Diagnose komplettiert somit die Diagnose insgesamt und ist letztlich ausschlaggebend für die Behandlung!
Die Hara-Diagnose gibt so ein Abbild unserer „Energie-Landschaft“ und zeichnet das Shiatsu gerade in Abgrenzung zu anderen Formen der Massage und Körperarbeit aus.
Derart ist es mir möglich, beim Shiatsu auf tagesaktuelle Energieverteilungen einzugehen und diese in den Fluss der Behandlung zu integrieren. Lassen Sie sich gerne überzeugen!
Zur „Energie-Landschaft“. Makrokosmos-Mikrokosmos-Verhältnis.
Eine Schale, ein Gewand ist der Titel eines Gedichtbands des Zen-Meisters Ryōkan. Es ist eines meiner Lieblingsbücher und ich möchte diese Woche einige der Zeilen Ryōkans für sich sprechen lassen.
Aus den Chinesischen Gedichten:
Ein schmaler Pfad, von dichtem Wald umgeben; Rundum liegen die Berge im Dunkel. Die Herbstblätter sind schon gefallen. Kein Regen, aber noch sind die Felsen dunkel vom Moos. Ich kehre zu meiner Klause zurück, auf einem Weg, den kaum einer kennt, Mit einem Korb frischer Pilze Und einem Krug reinen Wassers aus dem Tempelbrunnen.
Der Regen hat aufgehört, die Wolken sind weggezogen, und der Himmel ist wieder klar. Wenn dein Herz rein ist dann sind alle Dinge deiner Welt rein. Gib diese vergängliche Welt auf, gib dich selbst auf. Dann werden der Mond und die Blumen dir den Weg weisen.
Ich sitze still, höre die fallenden Blätter – Eine einsame Hütte, ein Leben der Entsagung. Die Vergangenheit ist verblasst, Erinnerungen verschwunden, Mein Ärmel ist nass von Tränen.
Steinstufen, ein grün glänzendes Moospolster; Der Wind trägt den Duft von Zedern und Kiefern. Der Regen hat aufgehört und es wird klar. Ich rufe den Kindern zu auf meinem Weg ins Dorf, um Sake zu holen. Nun habe ich zu viel getrunken und schreibe glücklich diese Zeilen.
Für die Bücherliebhaber: Die Ausgabe, aus der die Gedichte stammen ist die Folgende: Meister Ryōkan, Eine Schale, ein Gewand. Zen-Gedichte, hrsg. und übers. von John Stevens, dt. Übers. von Munish B. Schiekel, Heidelberg; Leimen: Werner Kristkeitz Verlag 1999 (oben ausgewählte Gedichte auf den Seiten 25-26).
Wie hängen Zen-Meditation (bzw. Chan-Meditation) und Shiatsu zusammen?
Es sind gerade die Einfachheit, Klarheit und Direktheit des Zen, die mit dem Shiatsu harmonieren. Das Sein im Moment hebt die Abgrenzung zum anderen hin auf: Die Grenze zwischen mir und dem Klienten ist da und auch nicht da. Die intellektuelle Wahrnehmung formt unsere Welt stark und darüber vergessen und verkennen wir oft, dass sie derart illusorisch ist.
Für mich bedeutet Zen in diesem Zusammenhang auch, der Intuition zu folgen und damit dem Fluss des Qi – und diesem zu vertrauen.
Ein Eisvogel am Fluss, winterlich.
Ebenso sind die körperliche Haltung des Praktikers und die Handgriffe im Shiatsu einfach, direkt und klar: aufrecht ist die Position des Praktikers und klar der Geist. Die Arbeit und Bewegungen aus dem eigenen Dantien bzw. Hara heraus erden den Praktiker zum einen, und zum anderen machen sie ihn gewahr für die eigene Position, körperlich, energetisch und geistig. Letztlich ist Shiatsu ein Miteinanderfließen, wobei der Praktiker den Klienten führt und sich dabei von dessen Energie leiten lässt.
Die Lotusblume (oder auch: Lotos), wie sie im Beitragsbild zu sehen ist, hat übrigens eine faszinierende Fähigkeit: Ihre Blätter sind flüssigkeitsabweisend und bleiben dadurch stets sauber. Weder Pilze noch Schmutz können sich auf ihnen absetzen. Diese Eigenschaft macht den Lotus unter anderem zur Blume der Reinheit und Erleuchtung. Als Symbol kommt er in vielen verschiedenen Kulturen und Religionen vor, ganz bekannt im Hinduismus, Buddhismus und Daoismus, aber beispielsweise auch im Islam.
Mahakashyapa gilt als einer der bedeutenden Schüler Gautama Buddhas und ist der erste indische Patriarch des Zen-Buddhismus. Die Geschichte seiner Erleuchtung ist, meines Erachtens, eine der schönsten Geschichten Buddhas: die Blumenpredigt.
Passend zum nahenden Frühling, wenn bald die Natur ergrünt und die Knospen allerorts aufblühen.
„Shiatsu“ ist eine moderne japanische Bezeichnung für eine Anwendungsform, die weit in die Geschichte zurückreicht. Von der Akupunktur weiß man, dass sie bereits vor 4000 bis 6000 Jahren mittels Steinnadeln praktiziert worden ist. Man nimmt an, dass Massage noch früher angewendet wurde, da sie dem Menschen zur Heilung intuitiv zugänglich ist.
China, das Reich der Mitte
Shiatsu geht auf alte chinesische Techniken zurück, Daoyin und Tuina Anmo.
Daoyin (oder japanisch: Do-In) ähnelt Yoga, Tuina Anmo (japanisch: Anma) lässt sich mit westlicher Massage vergleichen.
Das chinesische medizinische Wissen, der Daoismus und auch der Buddhismus sind etwa im 10. Jh. n.Chr. nach Japan gekommen.
Sakura, die Kirschblüte, markiert den Beginn des Frühlings im japanischen Kalender.
Traditionell war Anma in Japan ein Blindenberuf, da es einen besonders ausgeprägten Tastsinn erfordere. Das ist mittlerweile nicht mehr so. Das heutige Shiatsu ist eine relativ junge Kunst, aus dem 20. Jahrhundert stammend, die sich auf ihre therapeutischen Ursprünge zurückbesinnt – in Abgrenzung zu Anma, das vielfach nur zur Erholung und Entspannung, sozusagen als „Wellness“ angewendet wird.
Um die Wirkweisen von Shiatsu in der Tiefe zu verstehen und die Massage entsprechend richtig zu praktizieren, nicht als bloße Mechanik, braucht es die Auseinandersetzung mit dem Daoismus.
Es sind gerade das Zusammenspiel der Kulturen und das alte Wissen um die Wirkweise von Berührung sowie Lebensart – insbesondere im Kontrast zu unserer heutigen schnelllebigen und zunehmend digitalisierten Gesellschaft –, die mich immerzu faszinieren.
Als Kind war ich einmal auf einen Geburtstag eingeladen. Wir sind reiten gegangen, und ich kam in die glückliche Lage, das erste Mal auf einem ausgewachsenen Pferd zu sitzen. Im Gegensatz zu den anderen kleinen Gästen hatte ich keine Erfahrungen im Voltigieren und auch generell nicht mit diesen edlen Tieren. Mein Ritt endete ziemlich schnell damit, dass ich vom Rücken des Pferdes glitt und an dem Hals des galoppierenden Tieres hing. Es sah bestimmt lustig aus! Dem Tier und mir ist übrigens nichts geschehen.
Als ich die folgende Geschichte vor ein paar Tagen las, erinnerte ich mich an dieses kurze Erlebnis.
There is a story in Zen circles about a man and a horse. The horse is galloping quickly, and it appears that the man on the horse is going somewhere important. Another man standing alongside the road, shouts, „Where are you going?“ and the first man replies, „I don’t know! Ask the horse!“ This is also our story. We are riding a horse, we don’t know where we are going, and we can’t stop. The horse is our habit energy pulling us along, and we are powerless.
Thich Nhat Hanh, 1973
Diese Geschichte von dem Mann auf dem Pferd, der machtlos mitgerissen wird, stammt aus dem Buch The Heart of the Buddha’s Teaching von Thich Nhat Hanh (S.24).
Klang
Wofür steht das Pferd? Thich Nhat Hanh legt es hier als „habit energy“, also die Macht (oder Energie) der Gewohnheiten aus. Dafür gibt es viele verschiedene Beispiele, jeder kennt welche aus dem Alltag. Es braucht meistens nur einen kleinen Blick auf die letzten drei vergangenen Stunden, um einige Gewohnheiten zu entdecken, die einen begleiten. Es sind allerdings nicht die Gewohnheiten, um die es geht, sondern um die Machtlosigkeit, und die Entfremdung, um das Ausgeliefertsein. Gefangen im Karussell der Gedanken, der alten oder neuen Muster, der Vorlieben und Abneigungen, im Korsett automatisierter Handlungen – ganz egal, wie sie nun geartet sind.
Zen-Meditation ist ein Weg der Kultivierung, auf dem wir lernen, das Pferd zu reiten. Wer einmal geritten ist, weiß, dass Reiten nicht meint, das Pferd zu kontrollieren. Reiten ist die Interaktion zwischen Mensch und Tier, eine sensible Kommunikation. So geht es auch im Zen nicht darum die Gedanken zu kontrollieren. Vielmehr lernen wir, unter anderem, uns nicht mehr mit den Gedanken und Gewohnheiten zu identifizieren, von ihnen Abstand nehmen zu können, „stop“ sagen zu können und zu stoppen – das Pferd zur Quelle zu führen und eine Pause einzulegen.
Der Weg ist immer ohne Absicht, und doch gibt es nichts, was er nicht geschehen machte. Könnten Herrscher und Könige sich daran halten, so würden alle Wesen sich ganz von selbst entwickeln. Haben sie sich entwickelt und wollen handeln, würde ich sie durch die Schlichtheit des Namenlosen festigen. Doch selbst die Schlichtheit des Namenlosen wäre nicht erwünscht. Gibt es kein Wünschen, dann herrscht Stille, und die Welt würde sich von selbst befrieden.
aus: Daodejing übers. von ThomasCleary, in: Cleary, Thomas (Hrsg.), „Die drei Schätze des Dao. Basistexte der inneren Alchimie“, Berlin: Edition Steinrich 2012 (1991), S.39-44; S.41-42.
Absichtslosigkeit gehört zu den Pfeilern der inneren Haltung im Shiatsu. Das bezieht sich in erster Linie auf den Shiatsu-Praktiker – wirkt sich aber natürlich auf den Klienten genauso aus!
Moos und Schnee
Absichtslosigkeit ist ein Grundprinzip des Daoismus. Handeln ohne zu Handeln, oder in der Kampfkunst: Siegen ohne zu Kämpfen, ist „Wu Wei“. Diese Lebensweise widerspricht dem westlichen konsequenzialistischen, aber auch utilitaristischen und absichtsvollem Denken, und ist ihm oftmals fremd.
Durch das absichtslose Handeln wird unser Handeln nicht mehr zweckentfremdet. Wenn ich los laufe, um einkaufen zu gehen und dabei nur meine Einkaufsliste im Sinn habe, bin ich in meiner Handlung gerichtet und in meiner Wahrnehmung eingeschränkt. Es geht gerade nicht darum, etwas nur für einen bestimmten Zweck zu tun, sondern die ganze Zeit während meines Tuns da zu sein, offen zu sein und möglichst ganzheitlich wahrzunehmen. Wenn mir im Shiatsu Anamnese-Gespräch und Hara-Diagnose den Leber-Meridian indizieren, behandle ich natürlich den Leber-Meridian, aber ich versteife mich in der Behandlung nicht darauf, den Leber-Meridian „zu richten“, sondern bleibe geistig offen, und sehe dann, wohin mich die Behandlung führt. Manchmal braucht es bloß eine rasche Behandlung des Leber-Meridians, manchmal eine sehr ausführliche. Manchmal ergeben sich währenddessen andere energetische Verteilungen, die ebenso die Aufmerksamkeit in der Massage einfordern. Es geht um den Weg, nicht um das Ziel. Indem ich achtsam und absichtslos handele, kann ich etwas vollziehen, was mir sonst versperrt bliebe: dem Fluss der Energie zu folgen.
Der Frühling zeigt sich – absichtslos waltet die Natur.
Heute hat das erste Mal seit längerem wieder die Sonne morgens geschienen. Ich bin daraufhin losgelaufen, einen Morgenspaziergang zu machen. Die Luft war kühl, der Himmel blau, nur hin und wieder weiße Schleierwolken. Durch die Zweige der hohen Bäume, noch kahl vom Winter, fiel das Sonnenlicht, sanft, aber warm. Im Hier und Jetzt sein, einatmend, ausatmend, den Wald wahrnehmend, die anderen Spaziergänger meistens in Begleitung ihrer Hunde wahrnehmend. Für mich sind solche Spaziergänge Teil meiner Achtsamkeitspraxis.
Aber was meint „Achtsamkeit“ eigentlich?
Achtsamkeit ist ein Begriff, der mittlerweile leider etwas inflationär verwendet wird, und dessen eigentliche Tiefe dadurch tendenziell verloren geht. Achtsamkeit bezeichnet das achtsame, aufmerksame Umgehen mit sich selbst und der Umwelt. Sie ist Teil meditativer Praxis und kann geschult werden. Schöne und wirksame Beispiele für Achtsamkeitsübungen finden sich in den Büchern von Thich Nhat Hanh. Achtsamkeit meint nicht harmoniebedürftig oder konfliktfrei bzw. -scheu zu sein, im Gegenteil bezeichnet sie einen bestimmten Zustand des Gewahrseins und Bewusstseins. Es geht um das Leben im Hier und Jetzt, um das Wahrnehmen dessen, dass da ist, im aktuellen Moment. Oftmals driften Menschen in ihre Gedanken ab, oder folgen einem festgelegten Plan, haben bestimmte Ansichten und Urteile zu Mitmenschen, Situationen und Taten, und lassen sich gerade nicht auf das ein, was sie tatsächlich tun. Wenn ich meinen Abwasch mache, dabei aber über das Gespräch mit den Kollegen am Vormittag nachdenke, bin ich nicht achtsam. Ich bin nicht einmal tatsächlich da, beim Abwaschen, ich bewege mich vielmehr in der Vergangenheit, dem Konstrukt meines Geistes.
Achtsames Tun lässt sich immer einbinden in den Alltag, ganz egal, was wir gerade tun. Innehalten, gewahr werden, wahrnehmen – ganz da sein.
Übrigens: Meiner Erfahrung nach mögen Hunde (und generell Tiere) die Achtsamkeitspraxis auch sehr gerne 😉