Die Kraft der Stille

Stille ist etwas, das ich durch die Meditation und auch noch einmal durch das Shiatsu neu kennen gelernt habe. Das Schweigen bei den Meditationen im Zen habe ich damals, als ich es kennenlernte, unglaublich genossen. Meinen ersten bewussten Kontakt mit einer Form der Meditation hatte ich mit einer angeleiteten Meditation. Wenn ich für mich selbst meditierte, ließ ich Anleitungen immer weg – sobald wir aber in der Gruppe meditierten, wurde die Meditation sehr ausführlich angeleitet. Vielleicht waren zwischendurch immer mal wieder 30 Sekunden Sprechpause des Anleiters, aber für gewöhnlich war die Stimme immer als Leitfaden da. Zen-Meditation, das Sitzen in Vergessenheit und Stille, Schweigen in der Gruppe, der Sangha – das habe ich im Vergleich als Befreiungsschlag erlebt. Sitzen. Da-Sein. Die Gedanken ziehen vorüber, bis sie sich auflösen und der Lärm des Alltags versiegt. Das Eintauchen in sich selbst.

Die Reichhaltigkeit der Stille. Das Lebensspendende.

Im Shiatsu schätze ich die Berührung aus der Stille heraus. Es geht unter anderem darum, zur Ruhe zu kommen und aus dieser Ruhe heraus wieder Bewegung entstehen zu lassen.

Von der Langsamkeit

Etwas langsam zu machen oder langsam zu sein, langsam zu sprechen oder langsam zu denken, langsam zu reifen, langsam zu gehen – das wird in einer Zeit der Schnelllebigkeit, vermeintlichen Grenzenlosigkeit und der stetig wechselnden Reize vielfach abwertend betrachtet.

Schnell soll man antworten über WhatsApp und co. Schnell soll die Lieferung eintreffen und schnellstmöglich sollen die materiellen Ziele im Leben erreicht und erfüllt werden. Schnell sollen Schmerzen vergehen und schnell soll man sich aufregen. Schnell soll man vergessen, schnell soll man Resultate liefern und der oder die Schnellste gewinnt.

Schnelligkeit gibt es ohne Langsamkeit nicht – und Langsamkeit nicht ohne Schnelligkeit. „Meditiere jeden Tag 20 Minuten, es sei denn, du hast keine Zeit, dann meditiere eine Stunde“, heißt es im Zen.

Letztlich geht es aber nicht um Schnelligkeit oder Langsamkeit, sondern um die Wertung dieser beiden Zustände. Warum soll das eine per se schlecht, das andere per se gut sein? Das ist bloß ein festgesetztes Gedankenspiel im Geist (das sich zumeist auch in Qi und Körper zeigt). Es ist große klasse, schnell unterwegs zu sein – auf einer Welle surfend oder mit dem Tanzpartner durch den Raum wirbelnd. Und der Genuss der Langsamkeit findet sich in den langsamen Ausführungen im Taiji Quan, beim allmählichen Erklimmen eines Wanderwegs oder dem langen Kochen einer nährenden Suppe über Nacht. Im Geist liegt der Schlüssel. Deshalb:

Meditiere jeden Tag 20 Minuten, es sei denn, du hast keine Zeit, dann meditiere eine Stunde.

Was ist eigentlich ‚Shiatsu‘?

Shiatsu, wörtlich „Fingerdruck“, ist eine Form der Massage, die sich an den Meridianen orientiert, und der Akupressur. Sie stammt aus der jahrtausendealten östlichen Heiltradition. Ziel einer Shiatsu-Behandlung ist es, den Qi-Haushalt des Behandelten (wieder) in Fluss und in Balance zu bringen. Dadurch werden die Selbstheilungskräfte des Behandelten aktiviert, sodass Shiatsu der Gesundung, der Gesundheitsförderung, aber ebenso schlichtweg dem allgemeinen Wohlbefinden und der Ausgeglichenheit dient, also der Lebenspflege.

Qi, im Japanischen „Ki“ genannt, wird (grob) mit „Lebensenergie“ oder „Vitalkraft“ übersetzt.

Wir können sagen, daß alles im Universum – sei es organisch oder anorganisch – aus Qi zusammengesetzt und durch sein Qi definiert ist.

Kaptchuk, Ted, Das große Buch der chinesischen Medizin. Die Medizin von Yin und Yang in Theorie und Praxis, Bern; München; Wien: Barth 1993, S.46

Qi selbst zu spüren, lässt sich beispielsweise durch Bewegungskünste wie Qi Gong oder Taiji Quan trainieren, und kann verschiedene Qualitäten haben: Hitze, Kälte, Schwere, Leichtigkeit, Kribbeln, u.v.m.

Shiatsu tritt auch in der Weise auf, dass es ohne Berührung oder zumindest bloß mit minimalem körperlichen Kontakt ausgeführt wird. Hierbei geht es um Qi-Übertragung vom Geber auf den Empfänger und um das Lenken des Qi durch den Geber. Dieses Shiatsu führen Praktiker aus, die ihre Fähigkeiten sehr verfeinert haben.

Shiatsu ist für jeden geeignet, der sich etwas Gutes tun möchte 🙂 Bei Interesse und weiteren Fragen, schreibt mich gerne an – über das Kontaktformular, die E-Mail-Adresse oder – demnächst neu – die angegebene Telefonnummer. Ich melde mich dann bei euch! Habt ein schönes Wochenende, liebe Grüße von Katja

Fließendes Wasser

Die innere Ruhe

Manchmal ist es bei weitem nicht einfach, die innere Ruhe zu bewahren. Es sagt sich immer so leicht, und wenn alles „gut“ läuft, dann setzt sich das auch einfach um. Interessant wird es ja erst, wenn nicht alles „rund“ läuft – was genau das wiederum auch heißen mag. Da fängt das Gedankenspiel ja bereits an. Wer sagt denn, wie es zu laufen hat?

Ich hatte gestern und heute ein Formatierungsproblem. Ein Text, den ich bearbeiten wollte, ließ sich nicht bearbeiten; wir haben es wirklich versucht, aber es ließ nicht einrichten. Schließlich habe ich die Arbeit an dem Text eingestellt, was völlig ok ist. Das Ergebnis ist eigentlich mehr oder weniger unwichtig, der Weg dahin ist das Entscheidende. Sich dabei zu beobachten, wie man reagiert – ist man frustriert, genervt, wütend – von den Kollegen, von der Arbeit, von der Familie – von sich? Oder lächelt man und atmet ruhig? In dem Wissen, dass es sowieso vergänglich ist und demnächst das Ganze schon wieder ganz anders aussieht?

So heißt es im I Ging:

51. Dschen / Das Erregende
(Das Erschüttern, der Donner)

Das Erschüttern bringt Gelingen.
Das Erschüttern kommt: Hu, Hu!
Lachende Worte: Ha, Ha!
Das Erschüttern erschreckt hundert Meilen,
und er läßt nicht den Opferlöffel und Kelch fallen.

I Ging. Das Buch der Wandlungen, S.189
Blitz und Donner

Hier geht es darum, trotz erschütternder äußerer Umstände den inneren Gleichmut zu bewahren, das innere Lächeln aufrecht zu erhalten. Die innere Kultivierung ist hierzu der Schlüssel. Hohe Künste wie Kung Fu, Taiji Quan, Qi Gong oder Meditation schulen ebendies und sind Wege der inneren Kultivierung.

Davon gehe ich auch in der Shiatsu-Anwendung aus: Es ist die innere Haltung, die zentral ist. Beim Shiatsu ist für mich nicht wichtig, wie ein Mensch ist, ob groß, klein, schwer, leicht. Ob Winter oder Frühling ist, ob Musik läuft oder nicht. Ob Kind, ob Erwachsener. Das macht das So-Sein-Dürfen aus, so sein zu dürfen, wie man ist, wenn man zum Shiatsu geht.

Und so hat das Aprilwetter heute auch entschieden: Nach all den warmen Sonnentagen, fängt es gerade wieder an zu schneien.

Hand in Hand

Als Jugendliche habe ich sehr gerne Hände gezeichnet, sie haben immer eine gewisse Faszination auf mich ausgeübt. In einem Artikel von Byung-Chul Han, einem zeitgenössischen Philosophen, habe ich gerade heute Folgendes gelesen:

Schon vor der Pandemie lebten wir in einer Gesellschaft ohne Berührung.

Die digitale Kommunikation ist eine Kommunikation ohne Berührung, ohne Blick und Körper, ja ohne Stimme, ohne Anrufung. In den permanenten Zoom-Meetings fristet der Andere ein gespenstisches Dasein ohne Blick und Körper. Wenn der Andere verschwindet, bin ich auf mich selbst zurückgeworfen und ich entwickle mich immer mehr in mein Ego. […]

Körperliche Berührungen sind wesentlich für den Zusammenhalt einer Gemeinschaft. Es ist die Hand, der Händedruck, der das Vertrauen stiftet.

Han, Byung-Chul, Über den Händedruck, in: Philosophie Magazin Nr.03/2022, S.60-61.

Han geht in seinem Text noch weiter darauf ein, wie bereits in den vergangenen Jahren und insbesondere auch aktuell, eine zunehmende Entfremdung stattgefunden hat, eine Entfremdung von den Anderen – und damit letztlich auch eine Entfremdung von sich selbst. Eine Entfremdung zugunsten von Effizienz: Steigerung der wirtschaftlichen Leistung, Optimierung des eigenen Erscheinungsbilds, ein perfektes Familienleben, …

Digitalisierung ist an sich nicht schlecht, auch wenn der Text von Han das nahelegen mag. Die Art und Weise, damit umzugehen, kann ’schlecht‘ oder ‚gut‘ sein. Die von ihm genannten Punkte sind allerdings tatsächlich auffällig. Deshalb:

Was bedeutet es, dem Anderen die Hand zu reichen? Was heißt Berührung? Die Haut ist unser größtes Organ. Sie bildet Grenzen ab, gibt Konturen, reagiert auf unsere Gefühle und auf unsere Umwelt, und so ist sie nach der TCM auch dem Metall zugeordnet. Der Tastsinn geht damit einher: Berühren heißt, etwas oder jemanden anzufassen, tastend wahrzunehmen. Und gleichzeitig ist „berühren“ nicht nur physisch. Eine Geschichte oder ein Lächeln können uns im Herzen berühren. Berührung kann genauso feinstofflich sein.

Im Shiatsu steht die Berührung im Zentrum, und damit das Wahrnehmen des Anderen und das Eingehen auf den Anderen – und interessanterweise genau dann löst sich die Berührung in dem Sinne auf, dass sie nicht weiter eine Brücke zwischen verschiedenen, separierten Individuen ist. Aktive Zen-Praxis.

We should practice so that we can see Muslims as Hindus and Hindus as Muslims. […] We should practice until we can see that each person is us, that we are not separate from others. This will greatly reduce our suffering. We are like the cookies, thinking we are separate and opposing each other, when actually we are all of the same reality. We are what we perceive. This is the teaching of the non self, the interbeing.

Nhat Hanh, Thich, The Heart of the Buddha’s teaching, S.135

Thich Nhat Hanh bezieht sich hier mit den Keksen übrigens auf ein Beispiel, das er vorher im Text erwähnt hatte: ein Keksteig, viele Kekse.

Für mich gehen so Shiatsu und Meditation immer Hand in Hand.

Eine Schale, ein Gewand

Eine Schale, ein Gewand ist der Titel eines Gedichtbands des Zen-Meisters Ryōkan. Es ist eines meiner Lieblingsbücher und ich möchte diese Woche einige der Zeilen Ryōkans für sich sprechen lassen.

Aus den Chinesischen Gedichten:

Ein schmaler Pfad, von dichtem Wald umgeben;
Rundum liegen die Berge im Dunkel.
Die Herbstblätter sind schon gefallen.
Kein Regen, aber noch sind die Felsen dunkel vom Moos.
Ich kehre zu meiner Klause zurück,
auf einem Weg, den kaum einer kennt,
Mit einem Korb frischer Pilze
Und einem Krug reinen Wassers
aus dem Tempelbrunnen.

Der Regen hat aufgehört, die Wolken sind weggezogen,
und der Himmel ist wieder klar.
Wenn dein Herz rein ist
dann sind alle Dinge deiner Welt rein.
Gib diese vergängliche Welt auf, gib dich selbst auf.
Dann werden der Mond und die Blumen
dir den Weg weisen.

Ich sitze still, höre die fallenden Blätter –
Eine einsame Hütte, ein Leben der Entsagung.
Die Vergangenheit ist verblasst,
Erinnerungen verschwunden,
Mein Ärmel ist nass von Tränen.

Steinstufen, ein grün glänzendes Moospolster;
Der Wind trägt den Duft von Zedern und Kiefern.
Der Regen hat aufgehört und es wird klar.
Ich rufe den Kindern zu
auf meinem Weg ins Dorf, um Sake zu holen.
Nun habe ich zu viel getrunken
und schreibe glücklich diese Zeilen.

Für die Bücherliebhaber: Die Ausgabe, aus der die Gedichte stammen ist die Folgende: Meister Ryōkan, Eine Schale, ein Gewand. Zen-Gedichte, hrsg. und übers. von John Stevens, dt. Übers. von Munish B. Schiekel, Heidelberg; Leimen: Werner Kristkeitz Verlag 1999 (oben ausgewählte Gedichte auf den Seiten 25-26).

Shiatsu und Zen

Wie hängen Zen-Meditation (bzw. Chan-Meditation) und Shiatsu zusammen?

Es sind gerade die Einfachheit, Klarheit und Direktheit des Zen, die mit dem Shiatsu harmonieren. Das Sein im Moment hebt die Abgrenzung zum anderen hin auf: Die Grenze zwischen mir und dem Klienten ist da und auch nicht da. Die intellektuelle Wahrnehmung formt unsere Welt stark und darüber vergessen und verkennen wir oft, dass sie derart illusorisch ist.

Für mich bedeutet Zen in diesem Zusammenhang auch, der Intuition zu folgen und damit dem Fluss des Qi – und diesem zu vertrauen.

Ein Eisvogel am Fluss, winterlich.

Ebenso sind die körperliche Haltung des Praktikers und die Handgriffe im Shiatsu einfach, direkt und klar: aufrecht ist die Position des Praktikers und klar der Geist. Die Arbeit und Bewegungen aus dem eigenen Dantien bzw. Hara heraus erden den Praktiker zum einen, und zum anderen machen sie ihn gewahr für die eigene Position, körperlich, energetisch und geistig. Letztlich ist Shiatsu ein Miteinanderfließen, wobei der Praktiker den Klienten führt und sich dabei von dessen Energie leiten lässt.

Die Lotusblume (oder auch: Lotos), wie sie im Beitragsbild zu sehen ist, hat übrigens eine faszinierende Fähigkeit: Ihre Blätter sind flüssigkeitsabweisend und bleiben dadurch stets sauber. Weder Pilze noch Schmutz können sich auf ihnen absetzen. Diese Eigenschaft macht den Lotus unter anderem zur Blume der Reinheit und Erleuchtung. Als Symbol kommt er in vielen verschiedenen Kulturen und Religionen vor, ganz bekannt im Hinduismus, Buddhismus und Daoismus, aber beispielsweise auch im Islam.

Mahakashyapa gilt als einer der bedeutenden Schüler Gautama Buddhas und ist der erste indische Patriarch des Zen-Buddhismus. Die Geschichte seiner Erleuchtung ist, meines Erachtens, eine der schönsten Geschichten Buddhas: die Blumenpredigt

Passend zum nahenden Frühling, wenn bald die Natur ergrünt und die Knospen allerorts aufblühen.

Lotusblumenknospen

Von Pferden und Meditation

Als Kind war ich einmal auf einen Geburtstag eingeladen. Wir sind reiten gegangen, und ich kam in die glückliche Lage, das erste Mal auf einem ausgewachsenen Pferd zu sitzen. Im Gegensatz zu den anderen kleinen Gästen hatte ich keine Erfahrungen im Voltigieren und auch generell nicht mit diesen edlen Tieren. Mein Ritt endete ziemlich schnell damit, dass ich vom Rücken des Pferdes glitt und an dem Hals des galoppierenden Tieres hing. Es sah bestimmt lustig aus! Dem Tier und mir ist übrigens nichts geschehen.

Als ich die folgende Geschichte vor ein paar Tagen las, erinnerte ich mich an dieses kurze Erlebnis.

There is a story in Zen circles about a man and a horse. The horse is galloping quickly, and it appears that the man on the horse is going somewhere important. Another man standing alongside the road, shouts, „Where are you going?“ and the first man replies, „I don’t know! Ask the horse!“ This is also our story. We are riding a horse, we don’t know where we are going, and we can’t stop. The horse is our habit energy pulling us along, and we are powerless. 

Thich Nhat Hanh, 1973

Diese Geschichte von dem Mann auf dem Pferd, der machtlos mitgerissen wird, stammt aus dem Buch The Heart of the Buddha’s Teaching von Thich Nhat Hanh (S.24).

Klang

Wofür steht das Pferd? Thich Nhat Hanh legt es hier als „habit energy“, also die Macht (oder Energie) der Gewohnheiten aus. Dafür gibt es viele verschiedene Beispiele, jeder kennt welche aus dem Alltag. Es braucht meistens nur einen kleinen Blick auf die letzten drei vergangenen Stunden, um einige Gewohnheiten zu entdecken, die einen begleiten. Es sind allerdings nicht die Gewohnheiten, um die es geht, sondern um die Machtlosigkeit, und die Entfremdung, um das Ausgeliefertsein. Gefangen im Karussell der Gedanken, der alten oder neuen Muster, der Vorlieben und Abneigungen, im Korsett automatisierter Handlungen – ganz egal, wie sie nun geartet sind.

Zen-Meditation ist ein Weg der Kultivierung, auf dem wir lernen, das Pferd zu reiten. Wer einmal geritten ist, weiß, dass Reiten nicht meint, das Pferd zu kontrollieren. Reiten ist die Interaktion zwischen Mensch und Tier, eine sensible Kommunikation. So geht es auch im Zen nicht darum die Gedanken zu kontrollieren. Vielmehr lernen wir, unter anderem, uns nicht mehr mit den Gedanken und Gewohnheiten zu identifizieren, von ihnen Abstand nehmen zu können, „stop“ sagen zu können  und zu stoppen – das Pferd zur Quelle zu führen und eine Pause einzulegen.

Räucherwerk

Achtsamkeit

Heute hat das erste Mal seit längerem wieder die Sonne morgens geschienen. Ich bin daraufhin losgelaufen, einen Morgenspaziergang zu machen. Die Luft war kühl, der Himmel blau, nur hin und wieder weiße Schleierwolken. Durch die Zweige der hohen Bäume, noch kahl vom Winter, fiel das Sonnenlicht, sanft, aber warm. Im Hier und Jetzt sein, einatmend, ausatmend, den Wald wahrnehmend, die anderen Spaziergänger meistens in Begleitung ihrer Hunde wahrnehmend. Für mich sind solche Spaziergänge Teil meiner Achtsamkeitspraxis.

Aber was meint „Achtsamkeit“ eigentlich?

Achtsamkeit ist ein Begriff, der mittlerweile leider etwas inflationär verwendet wird, und dessen eigentliche Tiefe dadurch tendenziell verloren geht. Achtsamkeit bezeichnet das achtsame, aufmerksame Umgehen mit sich selbst und der Umwelt. Sie ist Teil meditativer Praxis und kann geschult werden. Schöne und wirksame Beispiele für Achtsamkeitsübungen finden sich in den Büchern von Thich Nhat Hanh. Achtsamkeit meint nicht harmoniebedürftig oder konfliktfrei bzw. -scheu zu sein, im Gegenteil bezeichnet sie einen bestimmten Zustand des Gewahrseins und Bewusstseins. Es geht um das Leben im Hier und Jetzt, um das Wahrnehmen dessen, dass da ist, im aktuellen Moment. Oftmals driften Menschen in ihre Gedanken ab, oder folgen einem festgelegten Plan, haben bestimmte Ansichten und Urteile zu Mitmenschen, Situationen und Taten, und lassen sich gerade nicht auf das ein, was sie tatsächlich tun. Wenn ich meinen Abwasch mache, dabei aber über das Gespräch mit den Kollegen am Vormittag nachdenke, bin ich nicht achtsam. Ich bin nicht einmal tatsächlich da, beim Abwaschen, ich bewege mich vielmehr in der Vergangenheit, dem Konstrukt meines Geistes.

Achtsames Tun lässt sich immer einbinden in den Alltag, ganz egal, was wir gerade tun. Innehalten, gewahr werden, wahrnehmen – ganz da sein.

Übrigens: Meiner Erfahrung nach mögen Hunde (und generell Tiere) die Achtsamkeitspraxis auch sehr gerne 😉