Manchmal ist es bei weitem nicht einfach, die innere Ruhe zu bewahren. Es sagt sich immer so leicht, und wenn alles „gut“ läuft, dann setzt sich das auch einfach um. Interessant wird es ja erst, wenn nicht alles „rund“ läuft – was genau das wiederum auch heißen mag. Da fängt das Gedankenspiel ja bereits an. Wer sagt denn, wie es zu laufen hat?

Ich hatte gestern und heute ein Formatierungsproblem. Ein Text, den ich bearbeiten wollte, ließ sich nicht bearbeiten; wir haben es wirklich versucht, aber es ließ nicht einrichten. Schließlich habe ich die Arbeit an dem Text eingestellt, was völlig ok ist. Das Ergebnis ist eigentlich mehr oder weniger unwichtig, der Weg dahin ist das Entscheidende. Sich dabei zu beobachten, wie man reagiert – ist man frustriert, genervt, wütend – von den Kollegen, von der Arbeit, von der Familie – von sich? Oder lächelt man und atmet ruhig? In dem Wissen, dass es sowieso vergänglich ist und demnächst das Ganze schon wieder ganz anders aussieht?
So heißt es im I Ging:
51. Dschen / Das Erregende
(Das Erschüttern, der Donner)Das Erschüttern bringt Gelingen.
I Ging. Das Buch der Wandlungen, S.189
Das Erschüttern kommt: Hu, Hu!
Lachende Worte: Ha, Ha!
Das Erschüttern erschreckt hundert Meilen,
und er läßt nicht den Opferlöffel und Kelch fallen.

Hier geht es darum, trotz erschütternder äußerer Umstände den inneren Gleichmut zu bewahren, das innere Lächeln aufrecht zu erhalten. Die innere Kultivierung ist hierzu der Schlüssel. Hohe Künste wie Kung Fu, Taiji Quan, Qi Gong oder Meditation schulen ebendies und sind Wege der inneren Kultivierung.
Davon gehe ich auch in der Shiatsu-Anwendung aus: Es ist die innere Haltung, die zentral ist. Beim Shiatsu ist für mich nicht wichtig, wie ein Mensch ist, ob groß, klein, schwer, leicht. Ob Winter oder Frühling ist, ob Musik läuft oder nicht. Ob Kind, ob Erwachsener. Das macht das So-Sein-Dürfen aus, so sein zu dürfen, wie man ist, wenn man zum Shiatsu geht.
Und so hat das Aprilwetter heute auch entschieden: Nach all den warmen Sonnentagen, fängt es gerade wieder an zu schneien.
